Was in medizinisch-bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Kernspin (MRT) oder Computertomographie nicht sichtbar wird, kann eventuell eine osteopathische Diagnostik aufdecken. Der osteopathisch tätige Arzt/Ärztin erspürt mit den Händen Spannungen, Strömungen und Rhythmen im Gewebe. Bewegungen oder Flüssigkeitsverlagerungen im Organismus oder rhythmische Veränderungen des Schädels werden gefühlt. Die Form, Lage, Ausdehnung, Dichte und der Aktivitätszustand der Gewebe werden geprüft, Bewegungseinschränkungen und Spannungsveränderungen werden aufgespürt. In der Behandlung lösen die osteopathischen Handgriffe blockierte Knochengelenke, gelenkartige Verbindungen zwischen inneren Organen und lockern verhärtetes Gewebe. Sie stellen die normale Gewebespannung und Beweglichkeit auch tief liegender Gewebe wieder her. Sie beeinflussen Nerven, Blut- und Lymphgefäße, Muskeln und ihre Hüllen, die Bindegewebe, die Schädelnähte sowie die Membranen und Flüssigkeiten des Nervensystems.
Ziel ist, dass Blut und Lymphe frei zirkulieren können, das Nervensystem wieder normal versorgt wird und der Körper seine eigene Vitalität zurückerobert. Freier Blutfluss und freie Bewegung bedeuten Gesundheit.
H Hinweis
Laut Heilmittelwerbegesetz und aktueller Rechtsprechung möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Osteopathie in der komplementären Medizin mit positiven Erfahrungen angewendet wird, obgleich sie in der Schulmedizin umstritten ist. Ich gebe zu keinem Zeitpunkt ein Heilversprechen.
P Parietale Osteopathie
Bei dem ältesten Teil der Osteopathie werden Gelenke in Funktion und Beweglichkeit im Zusammenspiel mit anderen Körpersystemen untersucht und behandelt. Ziel ist es dabei, Blockaden zu finden und zu lösen. Dabei muss der Ort der Ursache nicht unbedingt dem Ort der Symptome entsprechen. Beispielsweise können Verdauungsbeschwerden auch vom unteren Teil der Wirbelsäule ausgehen. Die Chirotherapie und die Manuelle Medizin sind verwandte Techniken zur parietalen Osteopathie.
C Craniosacrale Osteopathie
Untersuchungen und Behandlungen aus diesem Teil der Osteopathie widmen sich dem Schädel, Hirn, Rückenmark und dem zentralen Nervensystem. Ziele sind dabei unter anderem eine Normalisierung der Mobilität der Schädelknochen und eine Verbesserung der Liquorzirkulation (Liquor=Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit). Chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder bestimmte Folgen von Stress können unter anderem auf diesem Wege behandelt werden.
V Viscerale Osteopathie
Zu diesem Bereich der Osteopathie zählen die Untersuchung und Behandlung der inneren Organe (Viscera), der Blut- und Lymph-Gefäße sowie eines Teils des Nervensystems. Eine gestörte Mobilität und Rhythmik der Organe wird dabei manuell korrigiert und deren Funktion so normalisiert. Magen-, Darm- und Blasenbeschwerden oder Restbeschwerden nach Operationen, Narben, Schwangerschaft und Geburt gehören unter anderem diesem Behandlungsspektrum an.
F Fasziale Osteopathie
Faszien gehören dem Bindegewebe an und umhüllen nicht nur Organe, Muskeln und Knochen, sondern bilden durch Ihre Vernetzung ein komplexes System. Kleinere Störungen innerhalb eines Teilbereiches können so zu Veränderungen einer ganzen Faszienkette und der dazugehörigen Bewegungsstruktur führen. Mit Hilfe von speziellen Techniken können die Körperfaszien aufgesucht und behandelt werden.
G Grenzen der Osteopathie
Die Osteopathie hat dort ihre Grenzen, wo die Selbstheilungskräfte des Körpers nicht ausreichen, den Organismus gesunden zu lassen. Schwere und akute Krankheiten können begleitend behandelt werden, sie gehören aber in die Obhut eines Schulmediziners. Die Grenzen der Osteopathie liegen auch dort, wo Beschwerden nicht organisch bedingt sind. Seelische Erkrankungen und psychische Probleme gehören nicht in die Hand eines Osteopathen, obwohl sich der sanfte Hautkontakt psychisch durchaus positiv auswirken kann.
Die Osteopathie ist auch keine Notfallmedizin, die bei Herzinfarkt oder ähnlich bedrohlichen Situationen lebensrettend eingreifen kann. Fraglich sind die Erfolge einer osteopathischen Behandlung zudem bei Schäden im neuronalen Bereich. Hier empfiehlt sich nach heutigem Erkenntnisstand die Osteopathie allenfalls als begleitende Therapie. Verletzungen, Wunden, Brüche, Verbrennungen müssen erst einmal schulmedizinisch behandelt werden. Infektionen, etwa bakteriell bedingte Entzündungen von Organen, sollten nicht osteopathisch behandelt werden. Bei der Manipulation besteht sonst das konkrete Risiko einer Verbreitung der Infektion. Fremdkörper können bei einer osteopathischen Behandlung unter Umständen innere Verletzungen nach sich ziehen. Dies gilt beispielsweise für Manipulationen der Gebärmutter, wenn die Frau eine Spirale trägt. Auch Ablagerungen im Körper, wie Thrombosen, Gallen- oder Nierensteine, können bei einer Manipulation zu »wandern« beginnen, Schmerzen hervorrufen und zu einer Gefahr werden.
© www.osteokompass.de, dort Auszüge aus: „Osteopathie. Sanftes Heilen mit den Händen“ von Ch. Newiger, © Trias Verlag, 2005